Das Jaulen des Waldes von Broçeliande

Ein kleiner Rückblick auf die dritte Woche ist schon längst fällig…

Nach der Korsarenstadt St. Malo bewegten wir und gemächlich Richtung Fôret de Broçeliande, dem sagenumwobenen Arthuswald mit vielen Geschichten und wunderbaren Wäldern. Paimpont, ein zentraler Ort im Fôret ist eine Mischung aus Disneyland, Heimatmuseum und wunderbaren Wälder. Hier haben wir ausgedehnte und teilweise recht vertrackte Velotouren durch den Wald unternommen - und sind immer schön auf den Wegen geblieben. Es war auch so hin und wieder ein Balanceakt. Ab und zu durften sich unser Statdtvelos - genau wie die Schosshündchen vieler Spaziergänger hier - über die Felsen, durch Bächer und Schlamm tragen lassen.

Velowanderweg durch den Fôret de Boçeliande. Immer wieder waren wir froh, um die tollen Routenvorschläge unserer Velowanderapp Komot.

Velowanderweg durch den Fôret de Boçeliande. Immer wieder waren wir froh, um die tollen Routenvorschläge unserer Velowanderapp Komot.

Im Val sans Retour wunderten sich nicht wenige Wanderys, dass wir mit dem Fahhrad unterwegs waren. Und obwohl es immer steiler wurde (wir überwanden unter anderem einen drei Meter hohen Felsriegel im Tal) konnten wir unmöglich umkehren: wie der Name schon sagt: Vals sans retour…

Schon bei der Ankunft auf dem Stellplatz für das Pfeifermobil in Paimpont hörte ich immer wieder das Geschrei und Gejohle der Fans auf einem Fussballplatz. Als die Geräusche auch zu sehr ungewöhnlichen Zeiten wie morgens um 7 Uhr - wo die Welt ja eigentlich noch in Ordnung sein sollte - oder abends um 22 Uhr vernehmbar waren, befürchtete ich zuerst, dass uns die Geister des Arthuswaldes heimsuchten. So machte ich mich mutig auf den Weg, immer die Ohren gespitzt und den Fieldrecorder bereit, den Geräuschen nach….

Bei der Klangquelle angekommen wurde ich am Sonntag beim ersten Anlauf weggewiesen: nur für Übernachtungsgäste. Aber morgen sei eine öffentliche Führung, ich solle dann wieder kommen. Nur: das war Montag und dann war zu, wie mir die freundlich-resolute Hundepflegerin mitteilte. Aber am Dienstag fände eine Führung statt. Also der dritte Anlauf am Dienstagmorgen, bei welchem die Hundepflegerin mit lauter bestimmter Stimme sofort dazwischenfuhr, wenn die Hunde endlich mal zu bellen und jaulen begannen - und diese gehorchten ihr sofort. Somit wurden meine Aufnahmen wieder nichts.

Wir reisten extra einen Tag später ab, damit ich doch noch eine Chance für die Aufnahmen hatte. Und wie ihr unten hören könnt, hat es sich gelohnt. Endlich heulten die Hunde was so ein Hundeleben hergibt!

Ah, sorry Huskys sind eigentlich keine Hunde, aber auch keine Wölfe, sondern ganz was Spezielles. Das zumindest habe ich auf der durchaus sehr spannenden Führung am Dienstag mitbekommen. Und dass die Farm ein Alters- und Verlassenenheim für Huskys ist. Die schnuckeligen kleinen Hündchen werden offenbar begeistert gekauft und überfordern dann die Haltys mit einem unglaublich hohen Bedürfnis an Auslauf. So kam mit den Jahren auf der Farm Nordique ein Rudel von 49 Huskys zusammen. Hört selbst einen kurzen Ausschnitt aus ihrem Heulkonzert. Und vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie das Gejaule am Morgen früh durch die Nebel im sagenumwobenen Fôret de Broçeliande gewirkt hat.

Mein Minisetup: H5N mit XY-Mic und F1 mit Shotgunmic. Der Powerblock zur Stromversorgung hat sich durch schlechte Erfahrungen mit den Batterien als hilfereich erwiesen. Hier habe ich zur Abwechslung ein mega stabiles “Stativ” gewählt….

Mein Minisetup: H5N mit XY-Mic und F1 mit Shotgunmic. Der Powerblock zur Stromversorgung hat sich durch schlechte Erfahrungen mit den Batterien als hilfereich erwiesen. Hier habe ich zur Abwechslung ein mega stabiles “Stativ” gewählt….

IMG_4477.jpeg

Für eine Fahrt mit dem (rollenden) Hundeschlitten hat es dann aber nicht mehr gereicht: ich hätte mich gleich bei meinem ersten Anlauf dafür anmelden müssen…

Ein Tag in der bretonischen Karibik

Nach gut einer Stunde Schiffsfahrt ab Concarneau erreichen wir St. Nicolas, die Hauptinsel des Archipels der Glénann-Inseln. Die Mischung aus strahlend weissem Sand, karibisch funkelndem (aber kaltem) Wasser und konstantem Wind versetzen mich in eine andere Welt. Was hier gänzliche fehlt: das Gurren der Tauben, welches uns sonst täglich begleitet!

Iles_de_Glénan.jpeg

Wir haben hier viel Zeit, umrunden die kleine Insel, lassen den extrem feinen Sand zwischen unseren Zehen durchrieseln und staunen über die wunderbaren Farben. Und entscheiden uns, dass wir die Badehosen vergebens mitgenommen haben: das Wasser hier ist nur was für echte Bretonen!

Aber Maler wäre ich gerne hier! Die intensiven Farben und Texturen sind prachtvoll. Ebbe und Flut hinterlassen auf dem Gestein und dem Sand Farbverläufe mit unendlichen Schattierungen.

Als Musiker öffne ich meine Ohren und wage mich durch die glitschig-feuchten Algen bis an der Rand der Ebbe, wo ich nach mehreren Minuten des Horchens durch Wind und Wellen die sehr leisen, verspielten Laute des sich zurückziehenden Wassers bei Ebbe entdecke. Mit dem Shotgun-Mikrofon gelingen mir ein paar behelfsmässige Aufnahmen. Bessere Mics wären hier Gold wert - aber auch ebenso teuer… Trotzdem gefällt mir die Aufnahme gut. Was denkt ihr?

Und hier aus purer Freude ein paar Bilder des Tages.

Korsaren, Gezeiten und Austern

Die Weiterfahrt von Verdun via Paris (in zentralistischenFrankreich führen alle Wege über Paris…) bei heftigem Regenschauer und später blauem Himmel zieht sich in die Länge. Das Fahrgeräusch des Wohnmobils bei 110 km/h ist hoch und zerrt an meinen empfindlichen Ohren. Schliesslich erreichen wir Mont St. Michel, den ich trotz Touristenströmen sehen und hören wollte.

Mont St. Michel

Mont St. Michel

Das unerwartete Highlight auf Mont Saint Michel war die Messe, welcher wir spontan-zufällig beiwohnten. Die Franzosen singen fast ausschliesslich in ihrer Messe! Sowohl die Organistin und der Pfarrer als auch der zugezogenen Jugendchor überzeugten musikalisch, wer hätte das erwartet…. Mal schauen, ob aus dieser Tonspur “a sacred drone” entstehen wird. Und am andern Tag ging die Reise weiter nach St. Malo, der Korsarenstadt.

P1030776.jpeg

Die Gezeiten sind für mich ein unglaubliches Naturereignis, welches immer wieder neue Landschaften hervorbringt. Ich kann mich nicht sattsehen… Und sie sind für das Leben (und Sterben) der Austern grundlegend. In Cancale esse ich erstmals Austern und es schmeckt wunderbar.

Der Fahrtwind Pfeift uns endlich um die Ohren

In gemütlichem Tempo steuern wir unser erstes Ziel an: Verdun. Unterwegs irgendwo anhalten zu können und einen Kaffee trinken. Wo immer auch: Auf der Autobahn - und die Geräuschkulisse beeindruckt. Wir sind Teil dieses aggressiven Rauschens auf der Autobahn, das wir während der Fahrt viel weniger wahrnehmen als in der Pause…

Kaffeepause an der Autobahn

Kaffeepause an der Autobahn

Erste Fieldrecordings - 10 Minuten bleigraues Rauschen an der Autobahn

Erste Fieldrecordings - 10 Minuten bleigraues Rauschen an der Autobahn

Verdun: Geschichte, Leid, Horror und Heldentum bis zum Abwinken. Zynismus pur, dass Staaten nach solchen Ereignissen einerseits Denkmäler für die toten Soldaten bauen und anderseits ihre Armeen weiterhin unterhalten.

Denkmal für den Frieden - tatsächlich ein riesiges Beinhaus

Denkmal für den Frieden - tatsächlich ein riesiges Beinhaus

weiche Waldlandschaft, hügelig wie ein Feenwald - die Dellen sind Einschlagkrater der Granaten des 1. Weltkrieges. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. Unzählige Menschen starben oder trugen unauslöschliche Traumata mit nach Hause.

weiche Waldlandschaft, hügelig wie ein Feenwald - die Dellen sind Einschlagkrater der Granaten des 1. Weltkrieges. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. Unzählige Menschen starben oder trugen unauslöschliche Traumata mit nach Hause.

Auch im Tod noch in Reih und Glied - Tragödie ornamental beschönigt.

Auch im Tod noch in Reih und Glied - Tragödie ornamental beschönigt.

Zweite Etappe: Mont St. Michel (zwar noch Normandie, aber am Tor zur Bretagne). Wir sind angekommen. Unglaublich die Weite des Meeres wieder sehen zu dürfen. Verdammt lang her…Wir wohnen “per Zufall” einer Sonntagsmesse bei: (“Vous êtes ici pour la …

Zweite Etappe: Mont St. Michel (zwar noch Normandie, aber am Tor zur Bretagne). Wir sind angekommen. Unglaublich die Weite des Meeres wieder sehen zu dürfen. Verdammt lang her…

Wir wohnen “per Zufall” einer Sonntagsmesse bei: (“Vous êtes ici pour la messe? Oui! So kommen wir viel schneller rein…) Resultat: Fieldrecording Nr.2 (90 sakrale Minuten). Ob daraus wohl irgendwann mal Klangkunst wird. Es wird unglaublich viel gesungen - und in guter Qualität! Französische Geistliche werden vermutlich nach der Schönheit ihrer Stimmen selektioniert. Auch die Organistin beeindruckt mit ihrem kraftvoll gewagten Spiel.

Wir lieben unsere Velos, das ist die beste Ergänzung zum Pfeifermobil.

Wir lieben unsere Velos, das ist die beste Ergänzung zum Pfeifermobil.

Und immer wieder die kleine hellblaue Bialetti, welche uns einen starken Morgenkick versetzt!

Und immer wieder die kleine hellblaue Bialetti, welche uns einen starken Morgenkick versetzt!

Morgen geht’s weiter nach St. Malo der Korsarenstadt und dann werden wird tief in den Fôret de Broceliade hineinhorchen. Vielleicht gelingt mir die Aufnahme eines Feegesanges…

Die Vorbereitungen laufen...

wir trotzen der Unsicherheit genauso wie Wind und Regen und machen uns auf dem Weg nach Schottland. Das erste weit entfernte Ziel werden die äusseren Hebriden sein. Der Weg dorthin wird uns über manche (für das Pfeifermobil) schmale Strasse führen. Wir beabsichtigen auf dem Weg die südwestlichen Inseln Schottlands (Arran, Islay, Jura) zu besuchen und den Weg ebenso zu geniessen wie das Ziel. Anfang August tuckern wir gemächlich los, lernen das beeindruckende Fahrzeug kennen und gewöhnen uns langsam an des Leben “on the road”. Bleibt dabei und kommt ab und zu wieder auf diese Seite, wenn ihr mehr erfahren wollt. Mich würde es sehr freuen!

Islay  (Bild von misterfarmer auf Pixabay)

Islay (Bild von misterfarmer auf Pixabay)

Covid-19 hat Auswirkungen...

Leider hat Covid19 auch uns einen Strich durch die Rechnung gemacht: ich sitze immer noch hier in der Schweiz und schreibe Blogbeiträge…

Glücklicherweise konnte ich mein Stipendium auf Sommer 2021 verschieben. Vielen Dank für die Flexibiliät an die Otto Pfeiferstiftung (und meinen Arbeitgeber). Jetzt hoffe ich einfach, dass die Fährgesellschaft, das Ticket rückerstattet oder einer Umbuchung zustimmt. Es kommt gut so wie es kommt und ich freue mich jetzt einfach ein Jahr länger auf die Klangreise.

August/September 2020 werden wir mit dem PfeiferMobil nach Schottland fahren!

Ich bin total glücklich, dass ich ausgewählt wurde im Sommer 2020 mit dem Pfeifermobil unterwegs sein zu dürfen. Es zieht mich nach Schottland, wo ich die Klänge der stillen Orte und Menschen kennenlernen will.

Wenn du Lust hast ab und zu bei meinem Blog vorbeizuschauen, freue ich mich jetzt schon auf deine Kommentare!

PfeiferMobil2020.jpg

Heute haben wir den ersten Schritt auf unserer Reise nach Schottland gemacht, virtuell: wir haben die Fähre gebucht. Was schon jetzt? Ist doch viel zu früh… ! Poah, nein! Unsere Wunschroute war für Wohnmobile bereits AUSGEBUCHT. Und ausserdem ist früher buchen besser, denn die Vorfreude ist so länger, grösser, stärker, besser! Da heisst es also gleich zu Beginn flexibel bleiben und nach Alternativen suchen und wir haben eine Überfahrt von Zeebrügge nach Hull gefunden, ebenfalls über Nacht mit hoffentlich wunderschönen Blicken aufs Meer. In 150 Tagen geht’s los. Und weil das Freude macht, hier gleich noch ne Version von Daft Punk’s Get Lucky!

2020-03-03 BuchungFaehreBrüggeHull_22.21.42.png

Bleibt dran und schaut wieder mal hier rein.